Andreas Dorschel studierte Philosophie, Musik- und Sprachwissenschaft in Wien und Frankfurt am Main und wurde 1991 promoviert. Seit 2002 ist er Professor für Ästhetik und leitet das Institut für Musikästhetik der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz (Österreich). Zuvor lehrte er an Universitäten in England, Deutschland und der Schweiz, wo er auch 2002 an der Universität Bern für das Fach Philosophie habilitiert wurde. 2006 war er Gastprofessor in Stanford, 2020/21 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 2011 wurde Dorschel mit dem Forschungspreis des Landes Steiermark ausgezeichnet und 2014 erhielt er den Hauptpreis des Caroline-Schlegel-Preises der Stadt Jena.
Andreas Dorschels Forschungsschwerpunkte liegen in der Ästhetik, Poetik, Ideengeschichte und der Politischen Philosophie. Zuletzt erschienen von ihm die Bücher Rethinking Prejudice, 2. Aufl. (London/New York, NY: Routledge, 2019), Wortwechsel. Zehn philosophische Dialoge (Hamburg: Felix Meiner, 2021) sowie Mit Entsetzen Scherz. Die Zeit des Tragikomischen (Hamburg: Felix Meiner, 2022). Aufsätze Andreas Dorschels erschienen u.a. in The Cambridge Quarterly, in The Oxford Handbook of the New Cultural History of Music, The Oxford Handbook of Western Music and Philosophy und in Philosophy (Cambridge University Press).
Die Welt verändern. Zur Poetik des Manifests
Manifest – dies meint im Zusammenhang von Andreas Dorschels Projekt einen Text mit der Ambition, die Welt zu verändern. Nicht alles, was sich Manifest nennt, fällt unter diesen Begriff; das bloße Vorkommen der Bezeichnung kann nicht das Kriterium sein. Vieles, was unter diesem Titel aufgetreten ist, war eng begrenzten Anliegen gewidmet. Gegenstand der poetologischen Frage, welche hier aufgeworfen wird, ist hingegen das Manifest als ein Text, der aufs Ganze geht: Alle anderen Perspektiven gelten ihm als beschränkt, seine eigene soll es nicht sein. Dieser Anspruch unterliegt unmittelbar einer Paradoxie: Um das Ganze zu erfassen, müsste man außerhalb seiner stehen; doch es gibt nichts außer dem Ganzen. Die Strategien, aus denen sich der Text eines Manifests im genannten anspruchsvollen Sinne formt, zielen auf Bewältigung dieser Paradoxie. Sie kann nur gelingen, wenn diejenigen, die den Text lesen, gleichsam in ihn hineingenommen werden. Es greift zu kurz, darüber zu rechten, ob diese oder jene Behauptung über das Proletariat in Marx’/Engels’ Kommunistischem Manifest (1848), diese oder jene Behauptung über den Klimawandel in Bruno Latours Terrestrischem Manifest (2018) zutrifft, ohne die eigentümliche Logik des Anspruchs, die Welt zu verändern, begriffen zu haben. Sie erschließt sich über die poetologische Frage im nüchternen Sinne des Wortes, nämlich: wie es gemacht ist.
Andreas Dorschels Tandempartnerin ist Birgit Recki, Professorin für Philosophie an der Universität Hamburg.
Sein HIAS-Fellowship wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie der Freien und Hansestadt Hamburg im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern der Universität Hamburg finanziert.
Tandem
Birgit Recki, Professorin für Philosophie, Universität Hamburg
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