Louis Fendji ist Professor an der Universität von Ngaoundere, Kamerun, und leitet dort an der School of Chemical Engineering and Mineral Industries das Centre for Research, Experimentation, and Production. Außerdem ist er Mitglied der Kommission für künstliche Intelligenz des Nationalen Komitees für Technologieentwicklung am Ministerium für Forschung und Innovation in Kamerun. Seit 2024 ist Fendji Iso-Lomso-Stipendiat am Stellenbosch Institute for Advanced Study (STIAS).
Louis Fendji promovierte 2015 in Informatik an der Universität Bremen. Im Anschluss an seine Promotion war er in der Entwicklungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Kamerun tätig, um Community-Netzwerke aufzubauen und zu gestalten. Gemeinsam mit APC- und ISOC-Gruppen entwickelte er einen Vorschlag für einen rechtlichen Rahmen für Community-Netzwerke in den frankophonen Ländern des afrikanischen Kontinents.
Fendji forscht zu Informations- und Kommunikationstechnologien, zur Vernetzung unterversorgter Bevölkerungsgruppen sowie zu verantwortlicher KI für nachhaltige Entwicklung mit Schwerpunkt auf ländlichen Gebieten.
Mit dem britischen Institut für Datenwissenschaft und Künstliche Intelligenz (Alan Turing Institute) arbeitet Louis Fendji an dem Projekt Advancing Data Justice Research and Practice, in das er eine subsaharische Perspektive in den Diskurs über Datengerechtigkeit einbringt. Außerdem wurde er von Kamerun mit der wissenschaftlichen Mitarbeit am Global Index on Responsible Artificial Intelligence (GIRAI) beauftragt. Derzeit ist Fendji Mentor für die afrikanische Sparte des Projekts Scaling Responsible AI Solutions (SRAIS), einer Initiative des Projekts Global Partnership on Artificial Intelligence (GPAI).
Louis Fendjis Projekt am HIAS befasst sich mit der digitalen Inklusion von Menschen mit geringen Lese- und Schreibkenntnissen. Digitale Inklusion stellt insbesondere für Menschen, die rein mündliche, also „orale“ Sprachen sprechen, nach wie vor eine große Herausforderung dar, da die meisten digitalen Anwendungen, einschließlich e-agriculture-Plattformen, auf textbasierte Schnittstellen angewiesen sind, die jene oralen Sprachen ausschließen. Diese Text-Basiertheit erschwert oder verhindert schlimmstenfalls die Verwendung und die Akzeptanz solcher Dienste. Die neuesten Entwicklungen in der Verarbeitung natürlicher Sprache, wie z.B. die textlose Spracherkennung, ermöglichen zwar die direkte Übersetzung zwischen gesprochenen Sprachen ohne Transkription, wurden aber bisher nur auf gut erschlossene Sprachen angewendet. Fendjis Forschung hat zum Ziel, diese Lücke durch die Entwicklung sprachgesteuerter Schnittstellen für eine orale afrikanische Sprache zu schließen. Indem z.B. Textfelder in mobilen Formularen durch mündliche Spracheingaben ersetzt werden, soll dieser Ansatz die Zugänglichkeit und Bedienbarkeit für Nutzer:innen verbessern. Zunächst fokussiert Fendjis Forschungsarbeit die Anwendungen im Bereich der Landwirtschaft; darüber hinaus birgt der Ansatz aber auch Potenzial für breitere Anwendungen, beispielsweise im Bereich Erhalt immaterieller Kulturgüter.
Tandem
Gertraud Koch, Institut für Empirische Kulturwissenschaft, Universität Hamburg
