Pablo de Marinis ist derzeit Professor für soziologische Theorie an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität von Buenos Aires, Argentinien. Am Instituto de Investigaciones Gino Germani der gleichen Fakultät arbeitet er als Forscher für CONICET (Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas). Dort leitet er seit fast 20 Jahren die Forschungsgruppe GEPyC/TS (Grupo de Estudios sobre Problemas y Conceptos de la Teoría Sociológica), die sich in den letzten Jahren mit dem Thema der Massen in sozialen/soziologischen Theorien des globalen Nordens und Südens beschäftigt hat.
Er erwarb sein Diplom in Soziologie an der Universität Buenos Aires (1991) und promovierte zum Dr. Phil. an der Universität Hamburg (1997). Neben seiner Tätigkeit in seinem Heimatland (Argentinien) hat er diverse Lehr- und Forschungsaufenthalte in Spanien, Mexiko und Brasilien absolviert. Seine Publikationen können unter https://uba.academia.edu/PablodeMarinis eingesehen und heruntergeladen werden. Sie spiegeln seine Forschungsinteressen wider, die sich stets um soziale und soziologische Theorie, lateinamerikanische Sozialtheorie, theoretische Forschungsmethoden und die politische Geographie des Wissens drehen.
Trotz seines Interesses an theoretischen Fragen versteht er seine Studien keinesfalls als eine rein abstrakte “theoristische” Aufgabe. Dementsprechend verfolgt sein Forschungsaufenthalt am HIAS ein weit gefasstes Hauptziel: einen Beitrag zur Ausarbeitung einer Theorie der peripheren Moderne zu leisten, die sich auf die Dimensionen “Kapitalismus” und “Demokratie” stützt, mit besonderem Augenmerk auf Lateinamerika (insbesondere Argentinien) und auf der Stellung der “Massen” und der “Menschenmengen” dort. Ziel ist es, eine Reihe allgemeiner, abstrakter theoretischer Referenzen zu erarbeiten, die jedoch auch in enger gefassten Studien, in bestimmten historischen Perioden und in bestimmten sozialen Bereichen eingesetzt werden können.
Die beiden analytischen Dimensionen (Kapitalismus und Demokratie) werden artikuliert, um die Modalität zu ermitteln, die ihre Beziehung historisch angenommen hat (Bestimmung, Einfluss, Negation, problematische und parallele Koexistenz, gegenseitige Verstärkung usw.) in verschiedenen epochalen Szenarien sowie unter Berücksichtigung der Rolle, die die Massen dabei spielen oder gespielt haben. De Marinis‘ Forschungsprojekt wird einen langfristigen historischen Verlauf rekonstruieren, sich dann aber auf das aktuelle epochale Szenario konzentrieren, die wichtigsten Dimensionen des Konzepts des “Massenneoliberalismus” eingrenzen und seine möglichen analytischen Ergebnisse vorwegnehmen. Dieser Massenneoliberalismus weist einige Neuerungen gegenüber früheren Neoliberalismen auf, da er einen starken zusätzlichen “populären”, “massiven” und “von unten nach oben” gerichteten Impuls erhält. Er beinhaltet ein beträchtliches Maß an Zustimmung durch die Wähler:innen (in formal demokratischen Verfahren), aber auch die weit verbreitete Übernahme bestimmter extrem individualisierter Formate der “Lebensführung”, die mit der Prekarität des Arbeitsmarktes, der Verallgemeinerung von unternehmerischen Ideologien und der Übernahme rassistischer, sexistischer, fremdenfeindlicher und homophober Haltungen zusammenhängen.
Pablo de Marinis‘ Tandempartner:in ist Susanne Krasmann, Professorin für kriminologische Sozialforschung an der Universität Hamburg, sowie Urs Stäheli, Professor für soziologische Theorie, ebenfalls an der Universität Hamburg.
Pablo de Marinis‘ HIAS-Fellowship wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie der Freien und Hansestadt Hamburg im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern der Universität Hamburg finanziert.
Tandem
Susanne Krasmann, Professorin für kriminologische Sozialforschung, UHH
Urs Stäheli, Professor für soziologische Theorie, UHH