Projekt am HIAS
Das sozioökologische Paradoxon der Energiewende: Mineralienbedarf, Wasserstress und umweltpolitische Konflikte in Mexiko – eine Analyse mit dem NEXUS-Ansatz
Das Projekt untersucht die sozioökologischen Auswirkungen der Energiewende in Mexiko aus der Perspektive des Nexus Wasser-Energie-Mineralien. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist zwar zentraler Bestandteil der globalen Dekarbonisierungs-Agenda, verstärkt jedoch paradoxerweise die Nachfrage nach kritischen Mineralien wie Lithium, Kupfer und Zink. Die Gewinnung dieser Metalle konzentriert sich auf die nördlichen Bundesstaaten Mexikos, die ohnehin schon von chronischer Wasserknappheit und sozialer Vulnerabilität betroffen sind. Durch die Kombination von Fallstudien, hydrologischen Daten, statistischen Belegen und Konflikt-Kartierungen für den Zeitraum 2000–2023 zeigt das Forschungsprojekt von Isabel Rodríguez Peña auf, wie der Übergang von fossilen Brennstoffen zu Solar- und Windenergie die Logik der Rohstoffgewinnung reproduziert und damit Wasserstress, ökologische Degradation und sozioökologische Konflikte verschärft.
Es gibt zahlreiche Anhaltspunkte dafür, dass Bergbau- und Energieprojekte mit Pipelines, Wasserkraftwerken und Windparks überlappen, was mit zunehmender Gewalt und Widerstand in den Gemeinden einhergeht. Mittels eines interdisziplinären Ansatzes, der politische Ökonomie, politische Ökologie und Politikanalyse integriert, hinterfragt die Studie die Nachhaltigkeit der sogenannten „grünen Energie“, wenn sie letztlich doch auf umweltschädlichen Praktiken basiert. Die Ergebnisse sollen in politische Debatten einfließen und zur Gestaltung einer gerechteren Energiewende in Mexiko beitragen – einer Energiewende, die ökologische Grenzen anerkennt, territoriale Ungleichheiten beseitigt und das Wohlergehen der Menschen über die Imperative der Rohstoffgewinnung stellt.
Ihr Tandempartner ist Uwe Schneider, Professor für Agrar- und Ressourcenökonomie am Fachbereich Erdsystemwissenschaften, Nachhaltigkeit und globaler Wandel an der Universität Hamburg.
Tandem
Prof. Uwe A. Schneider, PhD, Agrar- und Ressourcenökonomie, Universität Hamburg
Biografie
Isabel Rodríguez Peña hat einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften von der Universidad Autónoma Metropolitana (UAM), Campus Xochimilco. Sie absolvierte Postdoktorandenstipendien am Lateinamerika Institut der Freien Universität Berlin (2014–2015) und am Zentrum für Wirtschaftsstudien des Colegio de México (2016). Seit 2022 ist sie Mitglied der Stufe I des Nationalen Forschungssystems Mexikos. Derzeit ist sie außerordentliche Professorin an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universidad Nacional Autónoma de Mexiko (UNAM) im Bereich des Fernstudiensystems ( (SUAyED). Von 2018 bis Juni 2023 war sie Vollzeitprofessorin an der Universidad Anahuac, Mexiko, wo sie nun als Mitglied des Energieausschusses tätig ist.
Von 2019 bis 2022 leitete sie das Projekt Mexico’s Insertion into the New International Energy Scenario: A Macroeconomic Approach to Changes in Energy Supply and Demand (Mexikos Einbindung in das neue internationale Energieszenario: Ein makroökonomischer Ansatz zu Veränderungen in der Energieversorgung und -nachfrage), das durch das Programm für Grundlagenwissenschaften der CONAHCYT finanziert wurde. Von Juni 2022 bis Dezember 2023 war sie als Generalsekretärin der lateinamerikanischen Sektion des Netzwerks International Development Economics Associates (IDEAs) tätig. Zu ihren akademischen Arbeiten zählen die Verfasser:innenschaft und Mitautor:innenschaft von Artikeln in Fachzeitschriften. Darüber hinaus ist sie als Beraterin und Prüferin von Bachelor- und Masterarbeiten tätig.
Isabel Rodríguez Peñas Forschungsschwerpunkt liegt an der Schnittstelle zwischen politischer Ökonomie und Energiewissenschaft, mit einem regionalen Fokus auf Lateinamerika. Ihr besonderes Interesse gilt den systemischen Spannungen zwischen Energiesicherheit und Energiewende sowie dem Verständnis, wie Veränderungen auf den globalen und regionalen Energiemärkten die Strukturen des Rohstoffabbaus, sozio-ökologischer Konflikte und der wirtschaftlichen Entwicklung neugestalten. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Öl- und Gasmärkte, der Rolle von Kohlenwasserstoffen für die makroökonomische Leistung Mexikos und den Auswirkungen des Erdgasverbrauchs auf Treibhausgasemissionen und Dekarbonisierungsstrategien. Auf dieser Grundlage untersucht sie in ihrer jüngsten Forschung die Widersprüche, die entstehen, wenn der Ausbau erneuerbarer Energien – insbesondere Solar- und Windenergie – die Nachfrage nach kritischen Mineralien wie Lithium, Kupfer und Zink verstärkt, insbesondere in Regionen, die durch Wasserknappheit und soziale Vulnerabilität gekennzeichnet sind.
Isabel Rodríguez Peña untersucht auch den Zusammenhang zwischen Energiesystemen, dem Stromverbrauch der Haushalte und Verteilungsungleichheiten, wobei sie statistische Analysen mit interdisziplinären Ansätzen aus der politischen Ökologie und der Analyse der öffentlichen Politik kombiniert. Methodisch integriert ihre Forschung makroökonomische Modellierung und sektorale Analysen. Insgesamt möchte sie mit ihrer Arbeit einen Beitrag zur Debatte über die institutionellen und politischen Rahmenbedingungen der Energiesicherheit leisten und eine gerechtere und integrativere Energiewende in Mexiko und der gesamten lateinamerikanischen Region unterstützen.
Isabel Rodríguez Peñas HIAS-Fellowship wird von der Akademie der Wissenschaften, der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS und der Joachim Herz Stiftung finanziert.
Bildinformation
Die Abbildung zeigt den See von Minas de Alquife, Granada, Spanien. Quelle: Lizensfrei, unsplash.com.

