Vor seiner Ernennung zum William R. Kenan Professor für Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Harvard University hatte John Hamilton Lehraufträge für Klassische Philologie an der University California-Santa Cruz und für Deutsche Vergleichende Literaturwissenschaft an der New York University sowie eine Gastprofessur für Klassische Philologie an der Bristol University inne. Zuvor war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin (2005/06) sowie am Berliner Zentrum für Literaturforschung (2009) und ist ein aktives Mitglied der Arbeitsgruppe Nachleben der Antike, die ursprünglich in Heidelberg ansässig war. In Harvard war er Mitorganisator des transatlantischen PhD-Netzwerks Das Wissen der Literatur und ist Mitherausgeber Serie Metaforms: Studies in the Reception of Classical Antiquity (Brill).
John Hamiltons Forschungen umfassen ein breites Spektrum an Themen und Fragestellungen von der der Antike bis zur Gegenwart, wobei der Fokus auf der westeuropäischen Literatur- und Kulturgeschichte liegt. Er veröffentlichte insbesondere zur Rezeption klassischer Geschichte (Soliciting Darkness: Pindar, Obscurity and the Classical Tradition, Harvard University Press 2004), zur Figur des verrückten Musikers (Music, Madness and the Unworking of Language, Columbia University Press 2008), und zur semantisch-politischen Geschichte des Begriffs Security (Security. Politics, Humanity, and the Philology of Care, Princeton University Press 2013). Zuletzt entwickelte er ein theoretisches Modell, dass sich aus der christlichen Doktrin der Inkarnation ableitet (Philology of the Flesh, The University of Chicago Press 2018), verfasste einen erweiterten Essay über das Thema Selbstgefälligkeit (Über die Selbstgefälligkeit, Matthes & Seitz Berlin 2021, und Complacency: The Displacement of Classics in Higher Education, The University of Chicago Press 2022) und führte eine Studie zur französischen Rezeption Kafkas vom Existenzialismus zum Dekonstruktionismus durch (France/Kafka: An Author in Theory, Bloomsbury Academic 2023).
John Hamiltons derzeitiges Projekt trägt den Arbeitstitel Culture of Convenience. Die Studie untersucht nicht nur die historischen Bedeutungsverschiebungen des Wortes weg von einem Sinn für Einigung hin zu einer allgemeinen Vorstellung von Leichtigkeit, Effizienz und Opportunität. Sie reflektiert auch darüber, wie Bequemlichkeit zu einem vorherrschenden Kriterium für die Bestimmung dessen geworden ist, was in der heutigen Gesellschaft als wertvoll erachtet wird. Wie kam es dazu, dass „einfacher“ gleichbedeutend mit „besser“ wurde? Folglich veranlasst das Werk zu einer nachhaltigen Reflexion über die heutige Begeisterung für technologische Annehmlichkeiten und arbeitet daraufhin, das Gleichgewicht bzw. das Ungleichgewicht zwischen dem Nützlichen und dem Angenehmen, zwischen dem, was uns beim Überleben hilft, und dem, was das Leben lebenswert macht, zu bewerten.
Seine Tandempartnerin ist Cornelia Zumbusch, Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Hamburg.
Sein HIAS-Stipendium wird von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS gefördert.
Tandem
Cornelia Zumbusch, Professorin für Neuere deutsche Literatur, Universität Hamburg
Bildinformation
MUSIC OF THE SPHERES Apollo oben auf dem planetarischen Sphären und musikalischen Verhältnisse in Franchino Gaffurio 1492 Buch Theorica musicae