Walter Alberto Pengue ist Agraringenieur mit einer Spezialisierung in Pflanzenzüchtung (plant breeding) von der Universität Buenos Aires. Seinen Doktortitel erwarb er an der Fakultät für Agrar- und Forstingenieure der Universität Córdoba (Spanien) in Agrarökologie, Soziologie und nachhaltiger ländlicher Entwicklung. Er absolvierte Postdoc-Aufenthalte an den Universitäten von Tromso (Norwegen) und an der University of Canterbury (Neuseeland).
Walter Pengue ist ordentlicher Professor für Ökologische Ökonomie und Agrarökologie an der Nationalen Universität General Sarmiento (UNGS) und Direktor der Gruppe für Landschafts- und Umweltökologie (GEPAMA) an der Universität von Buenos Aires (FADU UBA).
Er ist Gründer und ehemaliger Präsident der Argentinischen und Uruguayischen Gesellschaft für Ökologische Ökonomie (ASAUEE) und war Mitglied des Weltvorstands der ISEE (International Society for Ecological Economics). Er ist einer der Gründer von SOCLA, der Lateinamerikanischen Wissenschaftlichen Gesellschaft für Agrarökologie (SOCLA), für die er derzeit den Ethikausschuss leitet. Walter Pengue verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Erforschung der ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft, der transgenen Landwirtschaft und des Lebensmittelsystems auf nationaler, regionaler und globaler Ebene sowie deren Beziehung zur Nutzung der natürlichen Ressourcen (Boden, Wasser, genetische Ressourcen). Internationaler Experte, Gutachter, Hauptautor und Koordinator des Weltbiodiversitätsrats IPBES (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) (seit 2019) und des United Nations Environment Resource Panel (2007 bis 2015). Er war Hauptautor der IPCC-Runde 6, Kap. 16 (2019/2022). Derzeit ist er Hauptautor im IPBES Nexus-Projekt (2021 bis 2025), das thematische Analysen der Wechselbeziehung zwischen Nahrungsmittelsystemen, biologischer Vielfalt, Gesundheit, Wasser und Klimawandel vornimmt. Auch ist er Mitglied des CLACSO-Netzwerks für Agrarökologie in den Anden und politische Agrarökologie. Mitglied der Argentinischen Akademie für Umweltwissenschaften und mehrerer wissenschaftlicher Beratungsausschüsse für nachhaltige Entwicklung, Umwelt, Landwirtschaft und Ernährung in Argentinien. Gastprofessor an Universitäten in Lateinamerika, Europa, Asien, Afrika und Ozeanien. Mitglied der Gruppe der grundlegenden Umweltdenker der ECLAC, Vereinte Nationen.
Am HIAS forscht er zum Thema “Ernährungsmittelsysteme, natürliche Ressourcen, Umweltbewusstsein, Land und Klimawechsel: Chancen und Herausforderungen in Lateinamerika”. Die großen Länder Lateinamerikas stehen am Scheideweg, sowohl für sich selbst als auch für die Menschheit: Die enormen Ressourcen an Land, Wasser und geografischem Raum in einem gemäßigten Meeresklima, das eine fast ganzjährige Produktion erlaubt, eröffnet ein Szenario mit neuen Chancen, aber auch enormen Risiken. Die Flächen für Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft konkurrieren mit Flächen für Energieerzeugung sowie den Ausbau von Städten, Häfen und anderer Infrastruktur – unter Einflussnahme internationalen Finanzkapitals. Gleichzeitig werden derzeit wichtige weltweite Untersuchungen durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen Wasser, Energie, Klimawandel, Gesundheit und Nahrungsmittelsystemen zu verstehen. Auffallend ist, dass “Land” als Element bislang wenig in diese Studien einbezogen wurde. Lateinamerika scheint wieder einmal die Rolle eines großen Landlieferanten zugewiesen zu bekommen, um die globale Nachfrage zu befriedigen – insbesondere die der entwickelten Welt, sowie Chinas und Indiens.
Walter Pengue untersucht, wie sich diese veränderte Landnutzung in der Region auf die anderen beteiligten Ressourcen (Wasser, Energie, biologische Vielfalt) auswirkt. Es werden auch neue Konzepte einbezogen, die über die wirtschaftlichen externen Effekte hinausgehen, wie z. B. immaterielle und unsichtbare Umweltaspekte, die nicht nur die von der nachhaltigen Landwirtschaft erbrachten Ökosystemleistungen bewerten, sondern auch den ganzheitlichen Wert, den die Landwirtschaft für die Gesellschaft darstellt. Schließlich werden die Auswirkungen geopolitischer Entscheidungen untersucht, in Europa zum Beispiel in Form des Projekts „From farm to fork“, oder in China die wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln für eine Bevölkerung, die ihre Konsumgewohnheiten und Ansprüche verändert. Die Frage nach dem Schutz ökologischer und sozialer Variablen in den Herkunftsländern der nachgefragten Ressourcen und Produkte steht dabei im Mittelpunkt.
Walter Pengues HIAS-Fellowship wird durch Mittel der Joachim Herz Stiftung finanziert.